Gestern fand im Lebowski der monatliche SEO Stammtisch in Berlin statt. Ab 19 Uhr traf sich in der Niederbarnimstr. 23, 10247 Berlin ein bunter Mix aus freidenkenden SEO Experten, Inhouse-SEO sowie Agentur-SEO. Bei meinem Eintreffen kurz nach Beginn waren bereits die Inhouse-SEO von myToys vor Ort. Diese waren dank der vorrangegangenen Filialeröffnung in Berlin-Spandau sehr gut an den schicken gelben Poloshirts im CI zu erkennen. Nachdem anfänglich das Fassbier erst noch gekühlt werden musste, gab es dann bereits kurze Zeit später den Gerstensaft in einer angenehm erfrischenden Temperatur, welche zu dem spontan eingesetzten sehr gutem und warmen Wetter passte.
Die Runde füllte sich sehr schnell und rasch wurde es so laut, dass ich es vorzog erst einmal vor der Tür an der frischen Luft mit den regionalen Helden der Szene zu sprechen. An dem Abend zog sich als Hauptthema selbstverständlich das aktuelle Google Update wie ein roter Faden durch die Gespräche. Auch wenn es nicht der offizielle Name des Updates ist bezeichne ich es derzeit als das „Bad Karma“-Update. Auf der einen Seite hat Google mit diesem Update es in der Tat geschafft, viele überoptimierte Seiten mit einer gehörigen Penalty abzustrafen, auf der anderen Seite hat Google damit auch sehr große Kollateral-Schäden hinterlassen.
Nicht wenige wirklich saubere Seite sind abgestraft worden und dafür ranken nun sehr fragwürdige Webprojekte besser als vorher. Ein weiterer Grund für schlechtes Karma ist, dass derzeit viele Postings zu Gewinnern und Verlierern des Updates veröffentlicht werden. Nicht nur meiner Meinung nach ist es fragwürdig ob man sich mit solch recht aussagelosen Listen Freunde macht.
Wieso? Die Antwort liegt auf der Hand wenn man sich einmal mit den Ranking-Tools beschäftigt und sich anschaut wie diese funktionieren. Kurz gesagt hat der Toolanbieter ein Keyword-Set hinterlegt. Aufgrund dieses Keyword-Sets fragen die Server des Tool-Anbieter die SERPS auf den Google Servern auf und diese SERPS sind die Basis für die Sichtbarkeit. Dabei sind die absoluten Zahlen der Tools untereinander nicht übertragbar und auch bei dem Verlauf der relativen Zahlen erkennt man deutlich, dass es die Tools auf unterschiedliche Keyword-Sets zurückgreifen. Je nach Anbieter ist das zum Einsatz kommende Keyword-Set ein streng gehütetes Geheimnis, wird offengelegt oder es besteht auch die Möglichkeit eigene relevante Keyword-Listen zu hinterlegen welche als Berechnungsgrundlage herangezogen werden können. Bei ersteren kommt eine Situation zu tragen in welcher die Sichtbarkeit nicht aussagekräftig ist: Wenn ein Nischenprojekt zu allen relevanten Nischen-Keywords sehr gut positioniert ist, wird die Sichtbarkeit trotzdem vernichtende Werte anzeigen, da Nischen so gut wie nie in allgemeine Sets aufgenommen werden. Auch kann man ein Set nicht ohne weiteres ergänzen, da so die Historie nicht aussagekräftig bleibt. So kann mit unveränderbaren Keyword-Sets nicht auf aktuelle Nischen eingegangen werden.
Faktisch bedeutet dies, dass niemand Aussagen darüber treffen kann ob es sich um Gewinner oder Verlierer handelt. Ausnahme ist natürlich der Projektbetreiber, da nur ihm die Zahlen vorliegen welche Keywords ihm welchen Traffik bringen und wie sich diese in Geld ausdrücken. Wer also solche PR-wirksame Listen veröffentlicht um man schnell etwas Traffik auf den eigenen Beitrag zu bringen sollte im Vorfeld wirklich prüfen ob in dem jeweiligen Fall die Zahlen auch tatsächlich reale Gewinner und Verlierer ausweisen – denn für mich sind Gewinner immer noch diejenigen die nicht nur Spaß mit ihrem Projekt haben, sondern dieses auch monetisieren können.
Gut, aber genug von dem „Bad Karma“-Update bei dem einige seit Jahren saubere Projekte teilweise mehr als 90% auf dem SISTIX Sichtbarkeitsindex verloren haben und welche nach Zahlen direkt von der Penalty betroffen sind. Falls sich jemand nicht mit dem Update auseinander gesetzt hier nur noch kurz der wichtigste Fakt: Projekte welche sichtbar Linkeinkauf betrieben haben werden von Google angeschrieben und aufgefordert die entsprechenden Links zu entfernen. Google gibt aber nicht an um welche Links es sich handelt, so dass man lieber einmal zu viele Links entfernt und Google dann ein schönes Indiz dafür hat wer alles mit Links handelt. Die entsprechenden Links der Seiten werden erstmals in der Geschichte von Google nicht einfach nur entwertet, sondern führen zu dieser durchaus teilweise existenzbedrohenden domainweiten Penalty.
An dem Abend konnte ich mich auch endlich einmal mit Nicolai Kuban von dem Backlink-Tool Linkbird unterhalten, nachdem auf der SEO Camixx letzten Monat keine Zeit dafür war. Leider bestätigte er, dass Linkbird in Zukunft nur noch als Software as a Service (SaaS) in der Cloud verfügar sein wird. Als Grund nannte er hauptsächlich die Möglichkeit Feature-Updates und Security-Patches zeitnah an alle Kunden ausliefern zu können. Daran stoßen sich einige SEO und Agenturen, da sie ihre Daten ungern aus der Hand geben. Dies ist neben datenschutzrechtlichen Problemen auch ein Grund wieso deutsche Linkbuilder nicht auf die US-amerikanische Backlink-Suite raventools zurückgreifen.
Natürlich waren auch lustige Dinge aus der Szene an dem Abend ein Thema. Beispielsweise erfuhr man von Joerg Erdmann (Bereichsleiter SEO, finanzen.de AG) den derzeitigen Ranking-Fail: Die griechische Botschaft rankt für das Keyword „Viagra“ auf Platz 8 der SERPs.
Später stelle sich noch heraus wie klein die Welt ist, da Maja Benz (Online Linkmarketing Manager, Popularity Reference GmbH) und ich uns anscheinend auf dem gleichen 600 km weit entfernten Schulhof aufgehalten haben.
Lustig ist auch, dass mein Gesicht in Berlin immer noch nicht von jedem aus der Szene erkannt wird. So kam es dazu, dass wir zu fortgeschrittener Stunde draußen in gemütlicher Runde standen als das Gespräch auf das SEO Parfum kam und ich meinte, dass das mein Label ist. Erst wurde es für einen Witz gehalten bis dann die Parfumkarten von „Sexiest SEO alive“ und „Link Princess“ hervorgezaubert wurden. Leider war zu dem Zeitpunkt Katrin Graf (SEO Manager, Flaconi GmbH) bereits nicht mehr anwesend, da sie im Zuge eines Relaunchs – so stand dann heute spontan der Besuch im Flaconi Büro auf dem Programm. Flaconi ist ein noch recht junges Start-Up und betreibt einen Online-Shop für Parfum.
Aufgrund der vielen guten Gespräche konnte ich leider nicht mir Marco Janck (Inhaber, sumago.de) und Martin Mißfeldt (Inhaber, DUPLICON) reden. Umso mehr freue ich mich, dass ich unter anderem mit Simon Kuß (Portalmanager, finanzen.de AG), Manuel Stürkat (SEO Consultant, manuelstuerkat.de), Tobias Schmidt (Consultant Search Engine Marketing, Aperto Online Marketing GmbH) und Naden Badalgogtapeh (Geschäftsführer, WEB’arbyte GbR) sehr gute Gespräche an dem Abend führen durfte und freue mich schon auf Synergien an der ein oder anderen Stelle.
Auch an alle anderen welche ich hier nicht aufgelistet habe vielen Dank an dieser Stelle.
Interessant war auch, dass es keine Rolle spielt wo ein SEO Event stattfindet, da ich als Vertreter aus dem Rhein Main Gebiet bis zur letzten Minute die Chance zum gepflegten Austausch nutze und somit zusammen mit dem Stammtisch Organisator Stefan Köhn (Head of SEO, Mister Spex GmbH) als letzter das Lebowski verlassen haben.
Bei so einem schönen Stammtisch war es zu verschmerzen, dass man den gleichzeitig stattfindenden SEO Stammtisch Bonn und den SEO Stammtisch Rhein-Main in Aschaffenburg am Vorabend verpasst hat. Heute ging es zum Abschluss noch einmal zu jaron und zanox bevor die Heimfahrt anstand.
Alles in allem war es eine sehr schöne und angenehme Zeit in Berlin bei der auch die Produktivität nicht zu kurz kam.
Guter und sehr ausführlicher Artikel. Top.
Bei Textbroker hätte man diesen Recap als 5 Sternchen Text verkaufen können 😉
Ich freue mich, dass die “schicken gelben Poloshirts ” aufgefallen sind. SEO ist ja nicht alles im Leben ;-).
Hallo Dennis, danke für deinen umfangreichen Beitrag. Meld dich ein paar Tage vor deinem nächsten Berlin-Besuch. Dann machen wir die besprochene City-Tour. Viele Grüße. Manuel
Wenn es sich ergibt schaue ich auch gerne mal vorbei beim Stammtisch.